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Meinung
Die Automatisierung der Produktion ist nur ein kleiner Teil der vor uns liegenden digitalen Revolution

Unsere Welt verändert sich heute mit einer Geschwindigkeit, die seinesgleichen sucht. Vor allem Technologie ermöglicht diese Veränderungen. In weniger als fünf Jahren werden 50 Milliarden industrielle Geräte an das Internet angeschlossen sein. Dies wird die Vision der vernetzten Welt in die Realität umsetzen. Für die Elektroindustrie ergeben sich daraus große Chancen, ihre Innovationskraft zu erhöhen.
Um diese Chancen in voller Gänze zu nutzen, werden viele deutsche Unternehmen aber ihre Geschäftsmodelle überdenken und sich von einigen Denkweisen verabschieden müssen, die in der Wirtschaft und in der Industrie lange üblich waren. Wir müssen lernen, Partnerschaften einzugehen, wo immer das sinnvoll ist. Denn kein Unternehmen ist groß genug, um die Digitalisierung alleine zu schaffen. Das lehrt uns die Erfahrung aus der Konsumgüterindustrie.
Eine integrierte Industrie schafft Werte. Die Entwicklung zur Industrie 4.0 ist darum ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Dieser Schritt allein wird aber zu kurz ausfallen, wenn wir die Möglichkeiten außer Acht lassen, die die bevorstehende Digitalisierung der gesamten Wirtschaft mit sich bringt. Es geht bei der Digitalisierung längst nicht nur um die Optimierung unserer Produktion oder von Fertigungsprozessen in der Fabrik, sondern um viel mehr. Die Digitalisierung ist nicht nur der nächste Schritt der Automatisierung, sondern eine umfassende Möglichkeit die gesamte Wertschöpfungskette produktiver zu gestalten. Der Schlüssel heißt Big Data: Daten, die in einer digitalen Welt in immer größeren Mengen sehr kostengünstig anfallen. In der intelligenten Analyse dieser Daten schlummert ein immenses Potenzial, das heute in vielen Fällen noch nicht kreativ genutzt wird.
Vor uns liegt eine digitale Revolution. Und das Rennen werden Unternehmen machen, die kreativ sind und die besten Ideen entwickeln. Ich sage es noch einmal sehr deutlich: Wir müssen uns vom Denken in linearen Prozessen oder Prozessketten verabschieden. Die Zukunft gehört dem Denken in Netzwerken. Um weiterhin erfolgreich zu sein, muss die Industrie ein digitales Ökosystem aufbauen. Die Bedingung dafür ist eine offene Plattform, auf der digitale Lösungen für die Industrie geschaffen werden können. Nur so kann ein umfassendes Ökosystem entstehen, das Werte schafft.
Die Elektroindustrie war vor 100 Jahren eine Innovationslokomotive und sie ist noch heute eine Schlüsselbranche der Industrie – mit Lösungen für die Zukunft. Damit das so bleibt, müssen wir – Global Player wie Mittelständler und Familienunternehmen – uns öffnen und stärker kooperieren. Keiner schafft es allein. Es geht um smarte Zusammenarbeit. Die Hannover Messe bietet als Industrietreff der Extraklasse die perfekte Plattform, um zusammenzufinden. Ich freue mich schon auf angeregte Gespräche, um die Elektrobranche voranzubringen. Denn die digitale Revolution der Industrie findet schon jetzt statt.
Prof. Dr.-Ing. Stephan Reimelt
President und CEO von GE Deutschland und Österreich
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