auf den Punkt.
Nr. 5 2016
Editorial
ZVEI-Jahreskongress 2016: „Schicksalsfrage“ Digitalisierung

Die Digitalisierung sei eine Schicksalsfrage für die Elektroindustrie, betonte Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel auf dem ZVEI-Jahreskongress vergangene Woche in Berlin. Die Herausforderung durch amerikanische Internet- und Softwareunternehmen müsse angenommen werden, dann haben wir „gute Chancen, die Schlacht zu gewinnen“, so die Bundeskanzlerin. Dies sieht die Elektroindustrie genauso und hat an zwei spannenden Kongresstagen unter dem Titel „Vernetzung. Sicherheit. Vertrauen. Die digitale Welt gestalten.“ diskutiert, wie die Umsetzung der Digitalisierung gelingen kann – gerade auch mit Blick auf ihre gesellschaftliche Dimension und die Rolle des Menschen. Denn bei aller Digitalisierung hat sich eines wieder gezeigt: wie Menschen mit ihren Überzeugungen andere begeistern können. Der persönliche Kontakt ist durch nichts zu ersetzen. Einigkeit bestand auch in Bezug auf die Bedeutung von Daten: Diese rücken immer schneller in den Mittelpunkt und sind Basis für neue, auch disruptive Geschäftsmodelle. Dieser Transformation kann sich kein Unternehmen entziehen.

Und mit noch einer weiteren Schicksalsfrage haben sich die rund 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kongresses beschäftigt: Europas Zukunft und dem drohenden Brexit. In einem leidenschaftlichen Appell warb Elmar Brok für die Einheit der Europäischen Union und machte deutlich, dass sich die großen politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen nur gemeinsam bewältigen lassen. Unterstützung erhält der dienstälteste EU-Parlamentarier vom ZVEI. Präsident Ziesemer hob hervor, dass wir ein starkes Europa, mehr Miteinander brauchen und keine nationalen Alleingänge. Und Siemens-Chef Joe Kaeser betonte mit Blick auf die Digitalisierung, dass Lösungen mindestens europäisch, idealerweise global entwickelt werden müssten.

Der ZVEI hat mit dem Jahreskongress erneut gezeigt, dass unsere Branche eine Schlüsselindustrie ist, die hohe Verantwortung trägt bei der Bewältigung von drängenden „Schicksalsfragen“. Wir sind entschlossen, diese Verantwortung anzunehmen. Dieses Signal hat die Politik aufgenommen.

Ihr

Dr. Klaus Mittelbach
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ZVEI aktiv
Im Dialog mit der Politik: „Ein Mehr an Sicherheit, Lebensqualität und Wohlstand“

Wie kann die Digitalisierung erfolgreich umgesetzt werden? Das war die zentrale Frage, die im Dialog mit der Politik diskutiert wurde – mit Reden von ZVEI-Präsident Michael Ziesemer, Joe Kaeser, Vorstandsvorsitzender von Siemens, und Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel. Unter dem Titel „Wie ist die deutsche (Elektro-)Industrie im Kontext globaler Entwicklungen aufgestellt?“ kamen Dr. Klaus Mittelbach, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung, Klaus Helmrich, Mitglied des Vorstands von Siemens, Dr. Peter Köhler, CEO der Weidmüller Gruppe und IACO-Vorsitzender sowie Pierre Gattaz, MEDEF-Präsident, in einer Diskussionsrunde miteinander ins Gespräch.

Aufbruchsstimmung versprühte jeder einzelne Redner: Es wurde deutlich, dass wir uns mitten im digitalen Wandel befinden, reale und virtuelle Welt verschmelzen. Das bedeutet ohne Frage eine Herausforderung für etablierte Unternehmen, deren momentan vorhandener Vorsprung nicht als Selbstverständlichkeit verstanden werden darf. Diese Situation „muss uns unruhig stimmen“ betonte auch Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel. Trotzdem seien die Chancen größer als die Risiken – wenn Unternehmen und Politik jetzt handeln. Dazu gehöre die Auseinandersetzung mit datenbasierten Geschäftsmodellen, aber auch ein Bildungssystem, das Nachwuchs fördert und dafür sorgt, dass „digitale Kompetenzen in den Alltag einziehen“.
Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Umsetzung der Digitalisierung – darin waren sich die Redner einig – besteht darin, Vertrauen zu schaffen. Das heißt laut Michael Ziesemer auch, glaubhaft vermitteln zu können, dass der digitale Wandel nicht menschenleere Fabriken, sondern ein gewinnbringendes Zusammenspiel von Mensch und Maschine und insgesamt ein Mehr an Sicherheit, Lebensqualität und Wohlstand für die Gesellschaft bedeutet.


Ihre Ansprechpartnerin:
Dr. Patricia Solaro

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Europas Zukunft

Europa und seine Zukunft standen im Mittelpunkt des ZVEI-Jahreskongresses 2016. Das zeigte sich auch bei den Gästen: So bereicherte eine zehnköpfige, hochrangige Unternehmerdelegation aus Frankreich das Publikum. Angeführt wurde sie von MEDEF-Präsident Pierre Gattaz, der auch an der Podiumsdiskussion „Wie ist die deutsche (Elektro-)Industrie im Kontext globaler Entwicklungen aufgestellt?“ teilnahm.

Am zweiten Kongresstag sprach Gérard Mathron, Vizepräsident von FIEEC, im Rahmen des Panels „Europa: Labor für die Welt oder Auslaufmodell?“. Seine Gesprächspartner waren Rada Rodriguez, Mitglied der Geschäftsleitung von Schneider Electric Deutschland und Marcus Theurer, FAZ-Korrespondent in London, der über die aktuelle Situation vor dem EU-Referendum in Großbritannien berichtete. Einig waren sich die Diskutanten darin, dass nur ein friedliches, freiheitliches und vereintes Europa den Menschen alle Chancen in einer digitalen und globalisierten Welt eröffnet.

Die Bedeutung Europas und der EU wurde zum Abschluss des Kongresses durch die Keynote von Elmar Brok, Mitglied des Europäischen Parlaments und Vorsitzender des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten, nachhaltig bestätigt: In seiner mitreißenden Rede plädierte Brok angesichts weltweiter Herausforderungen für einen neuen, gesamtpolitischen Blick auf Europa. Außen-, Sicherheits- und Innenpolitik müssten besser verzahnt werden – nur als geeinter Partner könne die EU eine starke Stellung gegenüber den USA und China sowie eine international wettbewerbsfähige Rolle einnehmen.


Ihr Ansprechpartner:
Dr. Oliver Blank

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Jobs mit Spannung: Arbeitswelten 4.0
Qualifizierung ist zentral, um Digitalisierung der Arbeitswelt zu meistern

Veränderungen kommen schleichend. Anfangs sind sie kaum spürbar, dann erhöht sich das Tempo. Genauso ist es auch bei Industrie 4.0, der sogenannten vierten industriellen Revolution. Schritt für Schritt zieht Industrie-4.0-Technologie in Unternehmen und Fabriken ein. Das bringt nicht nur technologische Änderungen mit sich, das verändert auch das Arbeitsumfeld der Menschen in der Elektroindustrie.

Dass Industrie 4.0 nicht nur eine technologische Herausforderung ist, zeigte sich auch deutlich auf dem ZVEI-Jahreskongress 2016. Auf dem Weg zur smarten Fabrik sei es wichtig, die Mitarbeiter mitzunehmen. Darin herrschte Einigkeit auf den Podien. Um den digitalen Wandel im Sinne der Mitarbeiter zu gestalten, arbeiten Beschäftigte und Unternehmen am besten gemeinsam – denn durch Partizipation werden Betroffene zu Beteiligten.

ZVEI-Präsident Michael Ziesemer machte deutlich, dass die Fabrik der Zukunft auch weiterhin auf die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine setze. In der Arbeitswelt 4.0 gingen per Saldo keine Arbeitsplätze verloren, sie würden sich allerdings stark verändern.

Ob und wann Unternehmen und Beschäftigte für Arbeiten 4.0 bereit seien, das diskutierte Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles in ihrer Keynote. „Wenn die Welt sich so stark verändert, dann lassen Sie uns auch mal was Neues probieren“, motivierte die Arbeitsministerin. Mit ihrem Grünbuch Arbeiten 4.0 hat sie dafür im letzten Jahr einen wichtigen Schritt getan und den Begriff und das Thema „Arbeiten 4.0“ im politischen Deutschland etabliert.

Aber wie ist der digitale Wandel in der Arbeitswelt nun zu bewerkstelligen? Auch darin waren sich die Referenten auf dem ZVEI-Jahreskongress einig: Digitalisierung der Arbeit braucht den Einsatz von Politik und Industrie. An vielen Stellen sei man für Arbeiten 4.0 bereit, an anderen müsse man jetzt handeln. Damit Weiterbildung 4.0 funktioniere, müssen unter anderem Gesetze angepasst und Mitarbeiter stärker beteiligt werden.

Über „Jobs mit Spannung: Arbeitswelten 4.0“
Die ZVEI-Videopodcast-Serie "Jobs mit Spannung: Arbeitswelten 4.0 in der Elektroindustrie" zeigt unterschiedliche Facetten der Arbeitswelt in Industrie 4.0. In kurzen Interviews berichten Menschen aus der Elektroindustrie - vom Auszubildenden über den Facharbeiter und Leiter der Produktion, bis hin zum Betriebsrat und dem Hochschullehrer - von ihren Erfahrungen mit dem digitalen Wandel im Berufsleben.


Ihre Ansprechpartnerin:
Nina Klimpel

Schauen Sie rein: „Jobs mit Spannung: Arbeitswelten 4.0“ auf dem ZVEI-YouTube-Kanal.
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Karriere in der Elektroindustrie: Nachwuchsinitiative auf dem Jahreskongress

Wie bereits in den letzten Jahren war der ZVEI während des Jahreskongresses auch Gastgeber für Studierende der Elektrotechnik und artverwandter Studiengänge. Die in Kooperation mit dem VDE YoungNet durchgeführte Nachwuchsveranstaltung ist ein etablierter Programmteil des Kongresses und erfreute sich auch in diesem Jahr wieder großer Beliebtheit bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Im Rahmen der Nachwuchsinitiative bekamen 36 Studierende die Gelegenheit, Mitarbeiter von fünf ZVEI-Mitgliedsunternehmen zu treffen und sich in einem interaktiven Format über Erwartungen und Anforderungen zum Thema „Karriere in der Elektroindustrie“ mit ihnen auszutauschen. „Für mich bietet die Nachwuchsinitiative eine zusätzliche berufliche Orientierung, außerdem gibt es hier viele Möglichkeiten zum Networking mit Experten und Gleichgesinnten“, beschreibt Diana Rollert, Studierende der Elektrotechnik, ihre Motivation zur Teilnahme. Aber nicht nur die Studierenden, auch die teilnehmenden Unternehmen profitierten: Sie nutzten die Gelegenheit, um Nachwuchskräfte gezielt zu fördern und gleichzeitig qualifizierte Arbeitskräfte von morgen zu treffen.

Auch der Vorsitzende der ZVEI-Geschäftsführung, Dr. Klaus Mittelbach, freute sich über die Anwesenheit der jungen Nachwuchskräfte, was er in seinem Grußwort zum Ausdruck brachte. In seiner Rede ging er auf die große Themenbandbreite der Elektroindustrie ein und betonte die wachsende Bedeutung von qualifiziertem Nachwuchs für die Branche. Im Anschluss an die Nachwuchsinitiative nahmen alle Studierenden am ZVEI-Jahreskongress teil.


Ihr Ansprechpartner:
Marius Rieger

Mehr Informationen zur Nachwuchsinitiative finden Sie hier.
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Smart-Meter-Rollout: Nach dem Gesetz kommt die Aufklärungsarbeit

„Wir müssen die Einführung des Smart Metering dem Verbraucher erklären.“ Das war der Tenor der Teilnehmer des Fachforums „Digitalisierung der Energiewende“ auf dem ZVEI-Jahreskongress 2016. Marco Sauer vom ZVEI moderierte die Podiumsdiskussion zwischen Dr. Peter Heuell, Vorsitzender der Geschäftsführung von Landis+Gyr, Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der dena und Ingmar Streese, Geschäftsbereichsleiter Verbraucherpolitik und Mitglied der Geschäftsleitung der Verbraucherzentrale Bundesverband.

Aus Sicht von Heuell und Kuhlmann kann eine flächendeckende Verbreitung von Smart Metern das an seine Belastungsgrenze stoßende Energiesystem entscheidend stützen. Die Digitalisierung in Form intelligenter Messsysteme kann laut Heuell zum Beispiel operativen Problemen und negativen Börsenstrompreisen entgegenwirken. Verbrauch und Erzeugung können so besser aufeinander abgestimmt werden.

Ingmar Streese forderte unterdessen, dass jeder frei über den Einbau eines Smart Meters entscheiden solle. Seiner Meinung nach sind allenfalls für stromintensive Haushalte Vorteile zu erwarten. Heuell und Kuhlmann betonten, dass die Entwicklung neuer Tarife und Dienstleistungen nur mit einer flächendeckenden Smart-Meter-Infrastruktur möglich sei.

In einem Punkt waren sich schließlich alle einig: Spätestens jetzt muss die intensive Aufklärungsarbeit für die Bevölkerung beginnen.


Ihre Ansprechpartnerin:
Anke Hüneburg

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Start-Ups auf dem Jahreskongress „Wir sprühen vor Ideen!“

Acht Start-Ups nutzten die Chance, sich auf dem ZVEI-Jahreskongress vorzustellen und Kontakte mit etablierten Unternehmen zu knüpfen. Im Ausstellungsbereich vor dem Kongresssaal präsentierten sie sich mit Ständen, die zum Verweilen und ins Gespräch kommen einluden. So auch die Vimcar GmbH, die ein digitales Fahrtenbuch entwickelt hat. Sie verspricht, mindestens dreimal schneller, transparenter, sicherer und finanzkonformer zu sein als die Version mit Papier und Stift. Bettina Köhler, Geschäftskundenberaterin bei Vimcar, ist seit September des letzten Jahres dabei. Ihr gefällt vor allem das junge Team, die familiäre Atmosphäre und „dass man von Beginn an ein fester Bestandteil der kontinuierlichen Entwicklung des Produktes ist, statt nur für einen kleinen Teil im Unternehmen zuständig zu sein.“

Das schätzt auch Dr. Ing. Robert Lorenz, verantwortlich für den Bereich Business Development bei der Venios GmbH. Venios entwickelt Smart-Grid- und Big-Data-Lösungen, um Herausforderungen im Bereich der erneuerbaren Energien gemeinsam mit Stromnetzbetreibern und Energieversorgern anzugehen. Auch er mag es, dass der Verantwortungsbereich in einem Start-Up nicht scharf abgegrenzt ist und daher viel Raum lässt, um sich einzubringen und etwas zu bewegen. Genau die richtige Umgebung, sagt Lorenz, denn „wir sprühen vor Ideen!“

Für Dr. Mathias Bohge, Managing Director bei R3 - Reliable Realtime Radio Communications GmbH, war die Möglichkeit, etwas Eigenes zu machen und sich über einen großen Zeitraum hinweg intensiv mit einem Thema auseinanderzusetzen, Anstoß für die Gründung. Auch bei dem Geschäftsmodell seines Unternehmens stehen Daten im Mittelpunkt: Es bietet echtzeitfähige Funknetze für die industrielle Verwendung an – ist also mittendrin im Thema Industrie 4.0. Die Teilnahme am ZVEI-Jahreskongress hat ihn überzeugt: „Im Gegensatz zu vielen Messen trifft man hier Leute, mit denen man gleich anknüpfen kann und die vor allem entscheiden können.“


Ihre Ansprechpartnerin:
Stella Loock

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